Mittwoch, 12. August 2015

Ein Brief an die Eltern


Aus aktuellem Anlaß: Ein Kommentar zur Pressemitteilung der BEVKI

 



 Liebe Eltern,


ein wie auch immer gearteter und besetzter „Kitagipfel“ wird diesen Tarifstreit nicht beenden oder befrieden, denn es gab und gibt keinen Kita-Streik! Es handelt sich um die Tarifauseinandersetzung des kommunalen SOZIAL-UND ERZIEHUNGSDIENSTES (SuE), also ALLER Beschäftigten in diesen Tätigkeitsfeldern. Dazu gehören natürlich auch die Kitas, auf die sich die Berichterstattung sehr fokussiert, aber auch viele andere Bereiche zu denen die meisten Menschen in ihrem Alltag keinen Kontakt haben. Beispielhaft genannt seien hier die Bereiche Jugendamt, Behindertenhilfe, Werkstätten für Behinderte, Allgemeiner Sozialdienst, Streetwork, Beratungstätigkeitsfelder, Flüchtlingshilfe, Horte, Ganztagsschulen, Schulsozialarbeit, Sozialberatung in Altenpflegeeinrichtungen, Häuser der Jugend, Mutter-Kind-Kureinrichtungen und noch viele mehr.
Für alle diese Bereiche und Berufe fordern wir die lange fällige Aufwertung, der Schlichterspruch sah leider nur für einige wenige Beschäftigte im SuE wirkliche Verbesserungen vor und war von einer wirklichen Aufwertung sehr weit entfernt. Ich freue mich über die Unterstützung der Eltern für unser Anliegen, viele SuE-Beschäftigte sind ja auch selbst Eltern und wissen, wie wichtig gute und verlässliche Kinderbetreuung ist, doch mussten wir in den Monaten vor Beginn der Streiks im SuE feststellen, daß die kommunalen Arbeitgeber nicht willens sind uns auch nur ein kleines Stück entgegen zu kommen. Durch das Verhalten der VKA, die den Streik aussitzen und die Beschäftigten „am langen Arm verhungern“ lassen wollte, wurde die Tarifauseinandersetzung unnötig in die Länge gezogen. Es ist ausreichend Geld für eine wirkliche Aufwertung vorhanden, allein fehlt der politische Wille es für den SuE einzusetzen. Streik ist ein Grundrecht, das die Beschäftigten im SuE ebenso in Anspruch nehmen wollen (und dürfen!) wie die Arbeiter der Metall- und Elektroindustrie, der Müllabfuhr oder die Piloten. Wir entscheiden uns, gerade aufgrund unseres sensiblen Tätigkeitsbereichs und aufgrund der Tatsache, daß wir den Menschen, die auch direkt von unseren Streiks betroffen sind, täglich in die Augen sehen, nicht leichtfertig für den Streik. Dennoch ist er ein legitimes und mitunter das einzig wirksame Mittel um die Arbeitgeber in Tarifkonflikten zu einem Angebot zu bewegen. Dies war auch in dieser Tarifauseinandersetzung der Fall, ich bin mir sicher, daß es ohne Streik immer noch kein Angebot der VKA geben würde. Jetzt ist die Politik am Zug die so gern gehaltenen Sonntagsreden in Form von Gesetzesvorhaben in den Bundestag einzubringen und z.B. dafür zu sorgen, daß der Bund sich ausreichend finanziell an den gesamtgesellschaftlichen Aufgaben des SuE beteiligt. Sollte dies nicht geschehen wird es bald dazu kommen, daß der Beruf der Erzieherin, Sozialarbeiterin oder Heilerziehungspflegerin so unattraktiv ist, daß ihn niemand mehr ausüben will (oder sich leisten kann ihn auszuüben). In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Das ist die Frage, die sich hier stellt. Die Beschäftigten des SuE wollen eine Gesellschaft, in der alle Menschen gut leben können und in der die Arbeit mit und für Menschen wertgeschätzt und angemessen vergütet wird. Dafür kämpfen wir, wenn es nötig ist auch mit Streik.

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