Donnerstag, 10. September 2015

Das große Fragezeichen: Wie geht es weiter?

 

Die Frage nach dem WARUM


Die Sommerpause ist vorbei, es gibt die ersten Termine für die KollegInnen des SuE um die weiteren Aktionen und mögliche Streikstrategien zu besprechen. Die Arbeitgeber haben Sommerpause und Sommerloch gut genutzt um ihr Thema ("Es ist kein Geld da!" "Streik schadet Eltern und Kindern!") in der Öffentlichkeit zu halten. Die Gewerkschaften haben diese Zeit leider ungenutzt verstreichen lassen und waren in der Öffentlichkeit weder sichtbar noch hörbar. Viele KollegInnen sind, wie ich, sauer, enttäuscht oder verärgert darüber. Warum wurde auf die Angriffe der Arbeitgeberseite nicht reagiert? Warum wurde auf Diskussionen im Internet nicht reagiert? Warum wurde auf Berichterstattung nicht reagiert? Warum gab es keine internen Infos wann und wie genau es weitergehen kann? Warum gab es keine Termine in den Bezirken an denen diejenigen die keinen Urlaub hatten sich weiterhin austauschen und planen konnten?

Auf den Treffen jetzt zeigt sich: Wir sind weniger geworden, und diejenigen, die da sind, sind zum Teil nicht mehr sicher, ob ihre Gewerkschaft den Kampf um die Aufwertung des SuE wirklich wieder aufnehmen will. Es gibt keine Aussage von Frank Bsirske dazu, einzig die hauptamtlichen FachbereichssekretärInnen und -leitungen sind ansprechbar. Und diese scheinen für die weitere Planung einige Vorgaben bekommen zu haben die nicht zu dem passen, was die Beschäftigten des SuE sich vorstellen.

Verhandlungstermine ohne Streikbegleitung


Die Termine für die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der VKA stehen für Ende September fest. Zwei Tage sind terminiert, ein Tag für die "Randgruppen", ein Tag für die Kitas. Sollten diese Verhandlungen aus der Sicht der Bundestarifkommission (BTK) zum Erfolg geführt haben, wird es zur Urabstimmung kommen. Aktionen oder gar Streikaufrufe für die Tage rund um die Verhandlungen: Fehlanzeige. Still und leise wollen VKA und Gewerkschaften verhandeln, ohne Druck von den Mitgliedern, ohne großes Aufsehen, ohne Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Wichtigkeit dessen, worüber dort verhandelt wird. Denn es geht immer noch um nicht weniger als die Aufwertung eines ganzen Berufsfeldes, die Aufwertung des SuE!
Streiks sind erst für Mitte Oktober geplant, mit Rücksicht auf die Sommerferien in Süddeutschland und die daran anschließende Eingewöhnungszeit der Kinder in den Kitas. Die Eltern sollen nicht verägert werden... Streikaufrufe in den anderen Bereichen des SuE, die weder mit der Eingewöhnung noch mit den Eltern direkt in Verbindung stehen sind nicht vorgesehen. Die Randgruppen sollen Randgruppen bleiben und hinter den Kitas und den Bedürfnissen von Kindern und Eltern zurückstehen. 

Warum?

 

Warum wird die Zeit bis zu den Verhandlungen im September nicht genutzt um gute und öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Begleitung der Verhandlungen zu planen? Warum sollen nicht alle KollegInnen zum Streik aufgerufen werden um unser Anliegen in der Öffentlichkeit wieder in Erinnerung zu rufen? Warum zieht verdi es noch nicht mal in Betracht, daß diese Tarifauseinandersetzung, in der es um so viel mehr geht als um ein paar Euro mehr auf dem Konto, länger dauern darf als nur ein paar Wochen oder Monate? Warum sollen wir nicht können und vor allem dürfen was die Lokführer und Piloten uns seit Jahren erfolgreich vormachen: Mit langem Atem und ungebrochenem Mut für unsere großen Ziele einstehen und immer wieder unbequem auf uns aufmerksam machen bis wir bekommen was uns zusteht: Die Aufwertung unserer Berufe!? Ist es wichtiger, daß es einen Bundeskongreß gibt auf dem ein Vorsitzender (wieder)gewählt werden soll? Ist es wichtiger, daß vom Streik betroffene Personengruppen besänftigt werden? Ist es wichtiger die Gemüter der Schlichterherren zu hofieren indem man auf Grundlage ihres Schlichterspruchs ein Ergebnis herbeiführt das den Ansprüchen der Basis nicht genügt? Ist es wirklich nicht möglich die allgemeinen Tarifverhandlungen im Frühjahr 2016 ganz klar von den Tarifverhandlungen zur Eingruppierung des SuE zu trennen? War es vielleicht sogar beabsichtigt die Streikbereitschaft und die Motivation für die eigene Sache einzustehen durch die lange Sommerpause zu schwächen?
Zugegeben, das sind jetzt zum Teil wirklich schwerere Vorwürfe oder Vermutungen, aber die Frage die im Raum steht ist doch: Was wird für die Durchsetzung unserer Aufwertung von denjenigen getan, die durch uns bei der Urabstimmung für den unbefristeten Streik den Auftrag bekamen vor, neben und hinter uns zu stehen und uns mit allen notwendigen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen und sich wenn nötig auch in die Schußlinie zu stellen und uns mit dem Druck, der durch Medien, Veröffentlichte Meinung und Eltern entsteht, nicht allein zu lassen? Welche Motivation hatten diejenigen, die jetzt von der Bildfläche verschwunden sind und uns somit die Möglichkeit nehmen unsere Belange in die Öffentlichkeit zu tragen, diesen Tarifstreit mit uns zusammen anzugehen? 

Beim nächsten Mal dann ganz bestimmt!

 

Geht es hier um Posten, Mitgliederzahlen, Politikfreundschaften und Seilschaften oder geht es wirklich um uns, den SuE? Das ungute Gefühl macht sich breit, daß bereits beschlossen sein könnte, daß wir, die Beschäftigten des SuE, uns wieder einmal mit dem winzigen Spatz in der Hand zufrieden geben sollen, die Taube gibt es dann beim nächsten Mal (oder beim übernächsten, oder überübernächsten oder nie). Wir haben uns so oft schon vertrösten lassen auf das "nächste Mal", haben winzigsten Schrittchen in Richtung Aufwertung zugestimmt mit der Hoffnung, das "nächste Mal" die Unterstützung zu erfahren, die uns unserem Ziel ein großes Stück näher bringt, haben stillgehalten und unseren Unmut hinuntergeschluckt, haben uns hinhalten lassen und KollegInnen von der Notwendigkeit einer Gewerkschaftszugehörigkeit überzeugt um dem Argument, wir wären nicht ausreichend organisiert und streikbereit entgegenzuwirken, um jetzt zu erfahren, daß wir "beim nächsten Mal dann ganz bestimmt" dran sind...
Zu Recht fühlen viele KollegInnen sich demoralisiert von der Arbeitshaltung der Gewerkschaftsführung, fühlen viele sich, ihren Mut und ihr Engagement nicht wertgeschätzt und anerkannt. Was sind wir? Ein Spielball den man mal eben aus dem Schrank holt wenn es gerade paßt, ein bißchen lustig durch die Luft wirft - das sieht ja auch hübsch aus, so bunt und lebendig - und wieder wegpackt wenn es anstrengend wird? Daß es nicht einfach wird unsere Aufwertung bei den Arbeitgebern durchzusetzen war von vorneherein klar, daß eine Gewerkschaft wie verdi, die viele sehr unterschiedliche Branchen und Berufsgruppen vertritt bzw. vertreten will und soll, es schwerer hat als eine Spartengewerkschaft sich auf eine spezielle Gruppe im Arbeitskampf auszurichten, sollte allen ebenfalls vor Beginn der Streiks bewußt gewesen sein. Wenn man trotz alledem den Kampf um die Aufwertung des SuE aufnimmt und den Beschäftigten (endlich!) die Möglichkeit einräumt für ihre Belange einzustehen und zu kämpfen, dann darf man diesen Kampf nicht aus undurchsichtigen (oder persönlichen) Gründen aufgeben oder abbrechen bevor nicht ein wirklich akzeptables Ergebnis für alle unterschrieben auf dem Tisch liegt.
Die Urabstimmung wird vorraussichtlich unabhängig vom verhandelten Ergebnis positiv für eine Annahme des Ergebnisses sein, denn wenn man sich nicht unterstütz, sondern verarscht fühlt, dann sieht man auch keinen Sinn mehr darin weiterzumachen und das große Ziel der Aufwertung mit der Gewerkschaft zu verfolgen. Ich hoffe, daß das, worauf wir jetzt anscheinend zusteuern, nicht dazu führt, daß es nach Ende der Frist bis zu der das Streikgeld zurückgezahlt werden muß, eine Austrittswelle gibt, sondern daß es eine Palastrevolution geben wird, und zwar eine, die sich gewaschen hat. Denn wer A sagt muß auch B sagen und wer das nicht tut muß mit Widerstand rechnen, Resignation wäre fehl am Platz.


Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an!




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen